Mai 2018 | Kreative Funken
Richtig fragen, innovativer denken
Wahrscheinlich haben Sie diese Situation selbst schon erlebt: Sie oder Ihr Team arbeiten an der Lösung eines bestimmten Problems, aber es will Ihnen einfach nicht gelingen, wirklich neue Ansätze zu finden. Im Gegenteil: Eigentlich haben Sie das Gefühl, dass Sie sich mit Ihren Ideen die ganze Zeit im Kreis drehen. Wenn das der Fall ist, liegt das wahrscheinlich daran, dass Sie sich immer wieder die gleichen Fragen gestellt haben und daher immer wieder zu den gleichen, unbefriedigenden Lösungen gekommen sind. Ohne es zu merken, haben Sie sich vorschnell mit Fragen beschäftigt, die durch unser menschliches Bedürfnis verzerrt wurden, am liebsten über Dinge nachzudenken, die wir schon zu kennen glauben. Um das zu vermeiden und um auf wirklich innovativer zu denken, sollten Sie immer darauf achten, dass Sie bereits bei der Definition Ihres Ausgangsproblems die richtigen Fragen stellen.
Kaizen-Denken: Fragen Sie fünf Mal „Warum?“
Der Begriff Kaizen kommt aus dem Japanischen und bezeichnet eine Lebens- und Arbeitsphilosophie. Er setzt sich zusammen aus den Wörtern Kai (= Veränderung) und Zen (= zum Besseren). Ziel des Kaizen ist es, Probleme genau zu verstehen, um sie anschließend besser lösen zu können. So gibt es im Kaizen z.B. die Methode der 5 Warum-Fragen. Sie hilft Ihnen dabei, zum Kern und zu den Ursachen eines Problems vorzudringen und innovativer zu denken. Nutzen Sie die vermeintlich banalen Warum-Fragen, um Ihr Ausgangsproblem gezielt auseinander zu nehmen und besser zu verstehen. Nehmen wir zum Beispiel an, Ihre Frage lautet: „Wie kann ich neue Kunden gewinnen?“ – dann legen Sie bitte nicht sofort mit dem Brainstorming los, sondern „sezieren“ Sie Ihr Problem zunächst mit den 5 kleinen Kaizen-Fragen.
1. Warum-Frage: Warum möchte ich neue Kunden gewinnen?
Mögliche Antwort: Weil mein Umsatz aktuell zu niedrig ist.
2. Warum-Frage: Warum ist mein Umsatz zu niedrig?
Mögliche Antwort: Weil ich nicht genug Produkte verkaufe.
3. Warum-Frage: Warum verkaufe ich nicht genug Produkte?
Mögliche Antwort: Weil ich nur sehr wenig bestellende Besucher auf meiner Webseite habe.
4. Warum-Frage: Warum habe ich nur so wenige Besucher auf meiner Webseite?
Mögliche Antwort: Weil meine Webseite nicht besonders kundenfreundlich aufgebaut ist.
5. Warum-Frage: Warum ist meine Webseite nicht besonders kundenfreundlich?
Mögliche Antwort: Weil ich Sie selbst aus einem Standard-Baukasten für Webseiten zusammengebaut habe, um Geld zu sparen.
Wie Sie sehen, haben Ihnen die kleinen Warum-Fragen dabei geholfen, zu erkennen, wo Ihr wahres Problem sitzt. Aus der allgemeinen Ausgangsfrage nach der Gewinnung neuer Kunden ist eine sehr konkrete Frage nach den Verbesserungsmöglichkeiten für Ihre Webseite geworden. Jetzt können Sie richtig loslegen und innovativer in die richtige Richtung denken!
Fragen Sie sich, was Sie nicht wissen
Eine weitere Möglichkeit, zum wahren Kern Ihres Ausgangsproblems vorzudringen, ist die gezielte Nutzung Ihrer Wissenslücken. „Wie soll das denn funktionieren?“, werden Sie sich jetzt sicher fragen. Ganz einfach: Indem Sie Ihr Problem von hinten betrachten und ca. 5 Minuten lang alles aufschreiben, was Sie noch nicht oder nur sehr oberflächlich über Ihr Thema wissen. Ganz wichtig: Notieren Sie Ihre Punkte ausschließlich in Frageform.
Wenn Ihre Problemstellung „Wie können wir unser Unternehmen für Mitarbeiter attraktiver machen?“ lautet, könnten Ihre möglichen Fragen wie folgt aussehen:
- Was macht unser Unternehmen zu einem attraktiven Unternehmen?
- Welche Erwartungen haben Mitarbeiter an unser Unternehmen?
- Welche Art von Mitarbeiter suchen wir überhaupt für unser Unternehmen?
- Was bieten andere Unternehmen ihren Mitarbeitern, was wir nicht bieten?
- usw.
Nachdem Sie Ihre Fragen notiert und betrachtet haben, suchen Sie in einem nächsten Schritt die Antworten auf eine oder mehrere Ihrer Fragen. Nehmen wir z.B. an, dass Sie beim Betrachten der Liste feststellen, dass Sie sich noch gar nicht sicher sind, für welchen Typ Mitarbeiter Sie Ihr Unternehmen eigentlich attraktiver machen wollen, dann starten Sie ein Brainstorming zu genau dieser Frage und sammeln Sie Ihre Ideen. Wenn Sie sich anschließend auch noch intensiver mit einer weiteren Frage Ihrer Liste beschäftigen wollen – nur zu! Je genauer Sie sich mit Ihrem Problem befassen, desto leichter wird es Ihnen am Ende fallen, innovativer zu denken und richtig gute Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Tipp: Üben Sie das Kaizen-Denken
Wie Sie gesehen haben, können Sie Ihre Kreativität mit Hilfe der 5 W-Fragen des Kaizens ganz einfach in die richtige Richtung lenken. Die kleine, aber feine Methode zwingt uns dazu, einen Moment lang inne zu halten und unser Problem erst einmal aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu hinterfragen, anstatt gleich vorschnell auf Ergebnissuche zu gehen (wie wir das sonst so gerne tun). Nutzen Sie die 5W-Methode doch einfach mal vor Ihrer nächsten Brainstorming-Sitzung im Unternehmen, um Ihre Ausgangsfrage zu schärfen. Oder üben Sie die 5 W-Fragen in Ihrem Alltag, indem Sie Fragestellungen oder Probleme, die Sie privat beschäftigen, einfach mal durch den „Warum-Wolf“ drehen…