Kreativität und Drogen

Juni 2018 | Kreative Funken

Kreativität und Drogen: Mythen, Legenden und Wahrheiten

Immer wieder verspüren wir Menschen den Wunsch, zumindest vorübergehend unserem Alltag zu entfliehen, indem wir uns in einen anderen Bewusstseinszustand versetzen. Dafür bedienen wir uns unterschiedlichster Methoden, die von Meditation und Sport bis zum Konsum von Drogen reichen.

Gerade im Bereich der Kreativität ist immer wieder behauptet worden, unsere Schöpferkraft könne durch bewusstseinserweiternde Drogen gesteigert werden. Unter dem Motto „Sex, Drugs and Rock ’n‘ Roll“ trugen in der jüngeren Vergangenheit vor allem Rockstars dazu bei, die Geschichte von der kreativen Kraft der Drogen populär zu machen. Doch lassen uns Drogen wirklich kreativer werden?

Kreativität und Drogen – ein Duo mit langer Tradition

Drogen als „Inspirations-Booster“ zu nutzen hat eine lange Geschichte. Viele bekannte Künstler, Dichter und Musiker waren der Meinung, Drogen eröffneten ihnen eine ganz neue Weltsicht. Sie reinigen, wie der englische Dichter William Blake behauptete, die „Pforten der Wahrnehmung“ und befreien die Fantasie von den Fesseln der Logik.

Allerdings waren das alles subjektive Meinungen. Denn Wissenschaftler, die sich objektiv mit veränderten Bewusstseinszuständen befassten, konnten hierfür bislang keine Beweise finden. Das Gegenteil ist sogar der Fall, wie eine Studie zum berühmten „The Doors“-Frontmann, Jim Morrison, zeigt.

Drogen zerstörten Jim Morrisons kreatives Potenzial

Der exzessive Konsum von Alkohol und Drogen hat bei Jim Morrison in relativ kurzer Zeit zu einem Verlust seiner Kreativität geführt. „Beeinträchtigt war vor allem seine Fähigkeit, kreative Ideen auszuarbeiten und umzusetzen“, sagt der Kreativitätsforscher Rainer Holm-Hadulla. Für seine Studie wertete er Liedtexte und Gedichte Morrisons aus, ebenso wie Interviews und Berichte von Freunden, Arbeitskollegen und Familienangehörigen. Wie sich zeigte, war Morrison unter massivem Alkohol- oder Drogeneinfluss nicht mehr in der Lage, originelle Texte zu schreiben und seine einzigartige Stimme zu nutzen.

 

 

Wie Holm-Hadulla erklärt, fügt sich seine Morrison-Analyse nahtlos in die Ergebnisse anderer Studien ein. „Verschiedene Untersuchungen belegen, dass allenfalls geringe Alkoholmengen das assoziative Denken befördern. Die Fähigkeit, Inspirationen auszuarbeiten, wird aber beeinträchtigt und bei höheren Mengen ganz behindert.“ Ganz ähnlich äußerte sich übrigens auch Rolling Stones-Legende Keith Richards in einem Interview.

Kaffee und Wein dürfen sein…

Wie bereits angedeutet ist die Wirkung von legalen Drogen wie Alkohol auf die Kreativität etwas komplexer. Alkohol kann unsere Hemmschwelle herabsetzen und dadurch Ideen fördern, die im nicht alkoholisierten Zustand blockiert sind. Darüber hinaus haben andere Untersuchungen gezeigt, dass auch andere anregende Stoffe wie Koffein unsere Kreativität steigern können.

Um sich in eine gute kreative Stimmung zu versetzen, spricht also nichts gegen eine große Tasse Kaffee, ein Bierchen oder ein Glas Wein. Gerade von letzteren sollten Sie aber keine allzu großen Mengen trinken. Denn zu viel Alkohol beeinträchtigt die Denkprozesse, die wir zum Beurteilen und Ausarbeiten von Ideen brauchen. Jim Morrison kann davon leider kein Lied mehr singen…

 

Photo by Sebastian Muller on Unsplash.