Einschränkungen machen kreativ

Dezember 2018 | Kreative Funken

Einschränkungen machen kreativ

„Kreativität braucht Raum und Offenheit. Lassen Sie Ihren Gedanken freien Lauf. Denken Sie ohne Einschränkungen.“ Diese oder ähnliche Sätze haben Sie sicher schon in diversen Büchern zum Thema Kreativität gelesen. Die Aussagen sind allerdings nicht ganz korrekt. Es stimmt natürlich, dass Kreativität Freiheit braucht, aber auch Einschränkungen können sehr hilfreich, ja sogar inspirierend sein. Sie fordern uns dazu auf, bestimmte Probleme aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten und auf kreativere Weise zu überdenken. Sie sollten vorhandene oder selbst auferlegte Restriktionen im kreativen Prozess daher nicht als Feinde, sondern als hilfreiche Verbündete betrachten…

Wie Ihnen Einschränkungen weiterhelfen

„Wie können wir unseren Umsatz steigern?“ Was sich auf den ersten Blick nach einem erfolgreichen Einstieg in einen Ideen-Workshop anhört, blockiert in Wahrheit die Kreativität der Teilnehmer. Denn unser Gehirn ist so konzipiert, dass es nur dann zu kreativen Höchstleitungen aufläuft, wenn es vor konkrete Aufgaben gestellt wird. Das bedeutet, der Aktivierungsgrad fällt umso höher aus, je spezifischer wir unser zu lösendes Problem definieren. Zu offen formulierte Aufgabenstellungen wie die Vorgabe, alle möglichen Ideen zur Umsatzsteigerung zu finden, werden unbewusst als uninteressant bewertet und unser Gehirn schaltet automatisch einen Gang runter.

Unser Gehirn ist so konzipiert, dass es nur dann zu kreativen Höchstleitungen aufläuft, wenn es vor konkrete Aufgaben gestellt wird. Klicken Sie um zu Tweeten

„Einschränkungen schärfen und fokussieren Probleme und liefern so Inspirationen“, sagt Marissa Mayer, die ehemalige Vorstandschefin von Yahoo. Sammeln Sie daher gerade in der ersten Phase Ihres Innovationsprozesses sämtliche Restriktionen (z.B. Zeit- oder Geldmangel) und listen Sie diese auf. Ziel ist es, Ihr aktuelles Problem so vollständig und realitätsnah wie möglich zu erfassen, bevor Sie damit loslegen ganz offen über Ideen nachzudenken. Solange Sie also nicht festlegen, was eigentlich der Kern Ihres Problems ist, werden Ihnen die richtig innovativen Lösungen vorenthalten bleiben.

Meisen-Experiment zeigt: Not macht kreativ

In einem Experiment stellten amerikanische Wissenschaftler zwei Schwarzkopfmeisen aus verschiedenen Bundesstaaten vor eine kreative Aufgabe: Um an leckere Würmer zu gelangen, mussten die beiden von einander getrennten Meisen mehrere durchsichtige Glasplättchen anheben, unter denen die Forscher Würmer versteckt hatten. Das Ergebnis: Während die „bequeme“ Meise aus dem immer sonnigen und nahrungsreichen Kansas keinen einzigen der Würmer befreien konnte, dauerte es bei der Meise aus dem kargen und winterlichen Alaska nur wenige Sekunden, bis sie eine Lösung für das Anlupfen des Glasdeckels gefunden hatte und sich die Würmer schmecken ließ.

Meisenexperiment zeigt: Einschränkungen machen kreativ
Schwarzkopfmeise aus Alaska

 

Laut den Wissenschaftlern führen die eingeschränkten Lebensbedingungen in Alaska dazu, dass die Meisen dort bessere kreative Fähigkeiten entwickeln. Dies lässt sich auch an ihren Gehirnen ablesen – sie sind deutlich größer als die ihrer südlichen Artgenossen.

Tipp: Nutzen Sie die Kraft der Einschränkungen

Setzen Sie nicht nur im Bereich der Ideenfindung auf die Kraft der Beschränkungen, sondern auch, wenn es um die Umsetzung Ihrer eigenen Ideen geht. Denken Sie immer daran, dass viele der großartigsten Innovationen unter schwierigsten Umständen entwickelt worden sind. Menschen und Unternehmen haben schon immer mit Restriktionen zu kämpfen. Aber genau diese Restriktionen sind oft notwendig um überhaupt erst auf kreative Lösungen zu kommen.