März 2018 | Kreative Funken
Steigern Sie Ihre Kreativität – durch Langeweile
Den Satz „Kreativität braucht Spaß und Abwechslung“ würde wohl jeder von uns sofort unterschreiben. Den Satz „Monotonie und Langeweile fördern kreatives Denken“ wohl eher nicht. Genau das ist aber der Fall, wie zwei Wissenschaftlerinnen von der University of Central Lancashire herausgefunden haben. Ihre Studien zeigen, dass kurze Phasen von Langeweile unsere Fantasie und Kreativität spürbar beflügeln können.
Im Rahmen eines Experiments erhielt eine Personengruppe die monotone Aufgabe 15 Minuten lang Nummern aus einem Telefonbuch abzuschreiben. Danach absolvierten die Teilnehmer einen Kreativitätstest, in dem sie sich möglichst viele Verwendungsmöglichkeiten für zwei Styroporbecher finden sollten (Laterales Denken). Das erstaunliche Ergebnis: Das Gehirn der unterforderten Telefonbuch-Abschreiber schien die kreative Aufgabe geradezu herbeizusehnen. Denn bei den Telefonbuch-Probanden sprudelten die Einfälle und sie schnitten bei der Aufgabe signifikant besser ab als eine Vergleichsgruppe, die den Test absolvierte, ohne zuvor Telefonnummern abgeschrieben zu haben.
Kurze Phasen von Langeweile können unsere Fantasie und Kreativität spürbar beflügeln. Share on XGedanken gehen auf Wanderschaft
Die Forscherinnen kommen zu dem Ergebnis, dass sich kurze Phasen der Langweile positiv auf unsere Kreativität auswirken. Laut Dr. Sandi Mann und Rebekah Cadman sorgen länger andauernde Routinearbeiten dafür, dass sich unser Gehirn zu langweilen beginnt. Es schweift ab und schickt unsere Gedanken auf Wanderschaft. Durch diese Tagträume versucht unser Gehirn langweiligen Routineaufgaben zu entkommen. Motto: Wenn von außen keine interessanten Impulse kommen, erschaffen wir sie uns eben selbst.
Wie wichtig dieses Abschweifen der Gedanken ist, konnten die beiden Psychologinnen in einem zweiten, noch eintönigerem Telefonbuch-Experiment bestätigen. Hierbei durften die Teilnehmer die Nummern aus dem Telefonbuch nur noch lesen und nicht mehr abschreiben. Das erstaunliche Ergebnis: Die Nummernleser schnitten beim folgenden Kreativitätstest noch besser ab als die Probanden aus dem ersten Experiment, die die Nummern abschreiben durften. Laut Dr. Sandi Mann und Rebekah Cadman bot das Nummernlesen eine noch bessere Gelegenheit sich innovativen Tagträumen hinzugeben als das Nummernabschreiben. Das wirkte sich positiv auf den anschließenden Kreativitätstest aus.
Wichtig: Die Dosis macht’s…
Wie die beiden Experimente zeigen, können sich Eintönigkeit und Routine positiv auf unsere Kreativität auswirken. Das allerdings nur, wenn sie auf überschaubare Zeiträume begrenzt bleiben. Denn sobald Langweile zum Dauerzustand wird, ist sie ein absoluter Kreativitätskiller und erhöht das Risiko krank zu werden. Der Grund: Wer dauerhaft monotone Tätigkeiten verrichtet, aktiviert kaum noch sein Belohnungszentrum im Gehirn. Ist das über einen längeren Zeitraum der Fall, kann ein Dopaminmangel entstehen. Dann ist z.B. auch die Anfälligkeit für psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angstzustände oder Suchterkrankungen größer.
Tipp: Lassen Sie Ihre Gedanken ruhig mal schweifen
Versuchen Sie doch mal, wenig geliebte Aufgaben, Meetings oder Versammlungen nicht nur als notwendiges Übel zu sehen, sondern als wunderbare Möglichkeit Ihren kreativen Geist zu neuen Ideen anzuregen. „Langeweile wurde immer als etwas betrachtet, dass es am Arbeitsplatz zu eliminieren gilt“, sagt Studienleiterin Dr. Sandi Mann. „Doch vielleicht sollten wir sie lieber willkommen heißen, um unsere Kreativität anzukurbeln.“
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